Herr. Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

und auf den Fluren lass die Winde los… ( aus Herbsttag von R.M.Rilke)

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Wenn man in Fuhlendorf in diesen Tagen zeitig aufwacht, weiß man: Es ist Zeit. Wer mit offenem Fenster schläft, hört diese lauten Trompetentöne der Kraniche besonders gut. Bei mir rufen sie ein Gänsehautgefühl hervor, ja es ist Kranichzeit. 

Rund 80 km liegen zwischen den Ostseeküsten, eine Strecke, die sie je nach Wetterbedingungen in zwei Stunden schaffen. Doch der Weg über das offene Meer hat es in sich, denn hier fehlen ihnen die thermischen Aufwinde, durch die sie über Land Kräfte sparen.Ohne diese Thermik können sie nicht „segeln“, sondern müssen Flügel schlagend die Ostsee überqueren. Um Energie zu sparen, „kurbeln“ sie sich über Land in die Höhe und dann geht es im Abwärtsflug der deutschen Küste entgegen.

Die Gewissheit ist da, der Sommer hat sich irgendwann verabschiedet und die Kraniche bereiten sich und uns auf den Winter vor. Sie gehen auf ihre Große Reise in den Süden. Der Westeuropäische Kranichzug, wie die Biologen ihn nennen, führt über Nordostdeutschland nach Spanien und Afrika. Mein Trost ist, dass mit ihrer Rückkehr das Licht, dass jetzt jeden Tag abnimmt, wieder kommt und die Tage länger werden.

Ihre erste beschwerliche Reiseetappe haben sie bereits hinter sich. Viele von ihnen haben sich zunächst in Skandinavien gesammelt, um gemeinsam die beschwerliche Reise über die Ostsee anzutreten. Größere Entfernungen werden normalerweise energiesparend im Segelflug zurückgelegt, kurze Distanzen dagegen im Ruderflug. Kraniche sind ausdauernde Flieger und können bis zu 2000 km Kilometer am Stück bewältigen. Die Regel sind jedoch kürzere Tagesetappen von 10 bis 100 km. Im Flug erreichen sie dabei Durchschnittsgeschwindigkeiten von 45 bis 65 km/h.

Rund 80 km liegen zwischen den Ostseeküsten, eine Strecke, die sie je nach Wetterbedingungen in zwei Stunden schaffen. 

Doch der Weg über das offene Meer hat es in sich, denn hier fehlen ihnen die thermischen Aufwinde, durch die sie über Land Kräfte sparen. Ohne diese Thermik können sie nicht „segeln“, sondern müssen Flügel schlagend die Ostsee überqueren. Um Energie zu sparen, „kurbeln“ sie sich über Land in die Höhe und dann geht es im Abwärtsflug der deutschen Küste entgegen.

Dieses Jahr hat der Herbstzug mit Rückenwind begonnen, dennoch machen viele im Zingster Windwatt eine Rast, übernachten dort und sammeln neue Energie, bevor sie die Reise fortsetzen.

Deshalb ist hier in Fuhlendorf von September bis Dezember Kranichrastzeit. Ihre Brutgebiete liegen dagegen im Nordostosten Europas und im Norden Asiens. Sie bevorzugen für das Nisten Feuchtgebiete in Niederungen wie Bruchwälder, Hoch- und Niedermoore Seeufer, Feuchtwiesen und Sümpfe. Zur Nahrungssuche lieben sie extensiv bewirtschaftete Felder und fressen dort Pflanzenreste, Würmer und Körner. 

Dieser Tatsache haben wir hier an der südlichen Boddenküste wohl die Kranichrast zu verdanken. Die Erntemaschinen haben früher reichlich Reste für sie über gelassen, außerdem haben die Sperrgebiete sie geschützt. Sie lieben es sich auf den weiten Feldern der Boddenlandschaft in Ruhe vollzufressen.

In den 80er Jahren galten sie durch den Rückgang der Feuchtgebiete und Moore als gefährdet Deshalb hat man Anfang der 90er Jahre ein „Kranichmangement“ eingeführt, so dass die Vögel nicht die frische Wintersaat´, sondern extra gestreutes Futter zu sich nehmen und nicht mehr mit Schreckschussanlagen vertrieben werden mussten. Ein erfolgreiches Konzept, dass bis zu 70.000 Kraniche in die Region geführt hat , etwa 7000 Paare bleiben sogar in Deutschland. Der Kranichschutz war also erfolgreich.

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Inzwischen muss sich das Kranichmanagemen in dieser Fünften Jahreszeit nicht nur um die Vögelströme kümmern, sondern auch um die Touristenströme, die hier eine neue Reisezeit „beschert“ haben. So wurden ehrenamtliche Kranichranger ausgebildet, Führungen organisiert, Bootstouren und Beobachtungsstationen eingerichtet.

Seit 1996 haben Nabu und WWF in Groß Mohrdorf ein Kranichzentrum betrieben, das jetzt geschlossen wurde. Denn am 1. September ist das neue NABU-Erlebniszentrum Kranichwelten in Altenpleen für 5,3 Mio.Euro eröffnet worden. Es befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite vom Kranorama, der Kranichbeobachtungsstation am Günzer See.

Eine Form der Kranichbeobachtung ist nicht zu empfehlen. Wenn Sie in den nächsten Tagen unsere Landesstraße L 211 zur B 105 befahren, seien Sie vorsichtig. Sobald die Autofahrer hinter Hermannshagen-Heide nach rechts schauen, kann es passieren, dass Sie plötzlich auf die Bremse gehen. Die Kraninche stehen dort in großer Zahl auf den Feldern. Hier war auch schon letztes Jahr einer ihrer Lieblingsrastplätze. Das verlockt natürlich sehr viele Kranichbeobachter stehenzubleiben, um sie zu beobachten.

Falls Sie auch zu denen gehören, die immer ein Fernglas oder Teleobjektiv dabei haben, versuchen sie rücksichtsvoll mit den Vögeln und ihren Mitmenschen umzugehen und auf keinen Fall das Auto zu verlassen.

In diesem Sinne genießen Sie die Fünfte Jahreszeit und nehmen sich besser Zeit, an einer der Kranichbeobachtungsstationen zu halten, eine geführte Kranichtour machen, einfach an der Boddenküste Fotos zu „schießen“ oder im Dorf die Kraniche beim Überflug zu beobachten.

 

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