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Der Kulturverein Fuhlendorf K- Drei e. V. zählt zu seinem Portfolio neben der Verbreitung von Kunst und Kino auch die Beförderung von Kommunikation, insbesondere von Themen, die die Gemeinde Fuhlendorf und ihre Einwohner betreffen.

Genau aus diesem Grund hat der Verein am 27.10.2025 zu der Veranstaltung „Infoabend zur Wiedervernässung des Polders Fuhlendorf“ in die Gaststätte „Am Alten Hafen“ eingeladen. Anlass dazu bot die bisher nicht ausreichende Informationspolitik der Gemeinde zu dieser Problematik, so jedenfalls unser Befund aus den Interviews, die die Mediengruppe unseres Vereins aus Fuhlendorf mit den Beauftragten des Wiedervernässungsprojektes (Ostseestiftung) und Betroffenen der Maßnahme führten.

Der Abend begann mit der Einspielung von drei Kurzfilmen der Mediengruppe. In diesen Filmen legten einerseits die Ostseestiftung und andererseits Herr Stefan Will (Schäfer und betroffener Eigentümer) sowie Frau Petra Kupfer als Anwohnerin aus Michaelsdorf wichtige persönliche Standpunkte zu diesem Projekt dar. Nach dieser Eröffnung bot Frau Renate Jürgens-Pieper als Moderatorin dieses Abends und Mitglied des Kulturvereins Fuhlendorf K- Drei e. V. folgende mögliche Schwerpunkte für die Diskussion an:

  • die Agenda des Gesamtprojektes

  • der Nutzen für die Umwelt

  • die Problematik des Hochwasserschutzes für den Ortsteil Michaelsdorf

  • Möglichkeiten der Nachnutzung des wiedervernässten Moores für die Gemeinde und Eigentümer (Paludikultur)

Die Stiftung verwies in Ihrem Eröffnungsstatements auf folgende Tatsachen: Vor ca. fünf Jahren wurde sie auf Bitten der Gemeinde für den Polder Fuhlendorf tätig. Auf der Grundlage ihrer Expertise und unterschiedlicher Untersuchungen entstand der jetzt bekannte Vorschlag zur Vernässung. Dieser liegt – mit Einarbeitungen von Wünschen der Gemeinde – zum gegenwärtigen Zeitpunkt zur Genehmigung bei der unteren Wasserbehörde des Landkreises Vorpommern-Rügen. Eine Antwort, die mit eventuellen Auflagen verbunden sein kann, ist laut Bericht der Ostseestitung für das Frühjahr 2026 zu erwarten. Bei einer Genehmigung kann 2027 mit der Umsetzung des Projektes begonnen werden. Dafür kommen auf die Kommune Fuhlendorf keine finanziellen Belastungen zu.

Ausdrücklich verwies die Ostseestiftung darauf, dass sie für den Hochwasserschutz in MV keine Zuständigkeit hat. Dafür gibt es im Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt des Landes Mecklenburg- Vorpommern eine gesonderte Abteilung.

 

In der regen und oft sehr emotional geführten Diskussion der rund 70 Anwesenden zeigte sich, dass es kaum oder wenig Einwände gegen die Aspekte von Umweltschutzmaßnahmen (hier der Wiedervernässung) gibt.

 Aber die persönliche Betroffenheit von eventuellen Folgen dieser Wiedervernässung und die fehlenden Informationen zur geplanten Art und Weise des Hochwasserschutzes rief und ruft Widerstände hervor. Da dazu in der Gemeinde bislang kein öffentlicher Austausch stattfand, fand er hier das erste Mal statt. Dabei wurde als Schwerpunkt der Diskussion die große Befürchtung vorgebracht, dass im Zuge der Wiedervernässung des Polders Fuhlendorf der Hochwasserschutz des Ortsteils Michaelsdorf keine ausreichende Beachtung gefunden hat. Trotz vielfacher Bemühungen der betroffenen Bürger ist es ihnen bis heute nicht gelungen, eine für sie schlüssige Hochwasserschutzkonzeption von Seiten des Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt zu erhalten, obwohl dies in Beantwortung einer bereits eingereichten Petition zugesagt wurde. Diese Uninformiertheit der Bürger der Gemeinde nährt Befürchtungen z.B. von Hochwasserüberflutungen von Häusern und Straßen und führt zu einem massiven Vertrauensverlust in die Arbeit der Gemeindevertreter und darüber hinaus ihrer politischen Interessenvertreter So wurde bspw. eine mehrfach versprochene Einwohnerversammlung insbesondere für die Michaelsdorfer zu dieser Thematik ihres Hochwasserschutzes noch immer nicht durchgeführt. Der daraufhin angesprochene Bürgermeister Herr Unger konnte dazu trotz seines Arguments, dass der im o.g. Ministerium zuständige Referent schwer zu erreichen sein, leider keine für die Diskussionsteilnehmer befriedigende Antwort geben.

Im Ergebnis der Diskussion wurde ersichtlich, dass es notwendig ist, einen Brückendialog zwischen den Einwohnern unserer Gemeinde, der Gemeindevertretung, dem Projektträger Ostseestiftung und den Hochwasserschutzverantwortlichen in MV zu der dringend notwendigen Vereinbarkeit von Umweltmaßnahme (Wiedervernässung) und Hochwasserschutz zu etablieren. Eine schlichte, deutlich unterkomplexe Vereinfachung als entweder-oder-Gegenüberstellung zwischen Klimaschutz und Hochwasserschutz wird unseren Zeitherausforderungen nicht gerecht. Sie ist auch für die weitere Kommunikation wenig zielführend. Vielmehr müssen Mensch – auch der der nächsten Generationen – mit seinen Interessen und die Natur für ein gutes Leben zwingend zusammengedacht und nicht gegeneinander ausgespielt werden. 

 

Mit diesem Ansatz eines Brückendialog lassen sich weitere gemeinsame Aktivitäten gestalten. Wir als Kulturverein Fuhlendorf sind – in welcher Form auch immer – gerne dabei.

Dies passt auch in ein weiteres Vorhaben des Vereins: Wir planen nach dieser gelungenen Auftaktveranstaltung ein Diskussionsformat in unserer Gemeinde, in dem in unregelmäßigen Abständen über kommunal relevante und die Bürger interessierende Themen wie z. B. eine Ortsgestaltungskonzeption, eine Entwicklungskonzeption für den Tourismus oder auch die Verstetigung von Daseins-Einrichtungen (Dorfladen, Kultur, Gastronomie etc.) geredet, ausgetauscht, nachgedacht und gewerkelt wird.

Für das Mitmachen, für Vorschläge, Anregungen, Meinungen, Kritik und Wünsche sind wir als Kulturverein jederzeit offen und dankbar. Bitte schreibt über post@kulturverein-fuhlendorf.de oder post@dorf-macht-zeitung.de.