1. Vorstellung des Projektes
Frau Peinl: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Interview nehmen. Uns interessiert Ihr Projekt „Hafenresort Fuhlendorf“ – besonders aus Sicht der Einwohner. Was genau planen Sie hier?
Herr Heinrich: Wir errichten in Fuhlendorf eine Feststeganlage, die zu unserem Schwimmsteg führt. Daran werden 14 schwimmende Häuser der neuen Baureihe unserer floating houses liegen, die wir in diesem Jahr auf den Markt gebracht haben. Diese neue Generation verfügt über moderne Technik – Fußbodenheizung, Photovoltaikanlage, Warmwasserbereitung, Regendusche und ein stilvolles Interieur in Anthrazit. Für Fuhlendorf haben wir die Dachterrassen entfernt, ein Kompromiss aus dem Genehmigungsverfahren. Unser Architekt hat das gut gelöst, denn die meisten Gäste sitzen ohnehin lieber auf der Bugterrasse.
Im Vergleich zu den Häusern in Ribnitz-Damgarten bleibt der Grundriss gleich. Wir haben aber das Geländer ein bisschen geändert, weil wir an der Küste den Urlaubsgast ein bisschen mehr vor dem Wind schützen möchten. Auch im Blickschutz haben wir etwas geändert, so dass Einblicke reduziert wurden. Das mussten wir alles im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nachweisen.
Eine Beton-Schwimmsteganlage mit einem schwimmenden Haus besteht aus zwei Teilen: Zum einen aus einem Beton-Schwimmer, der vor Ort von unserem örtlichen Wasserbauer, der aus Ribnitz-Damgarten kommt, montiert wird. Der ist schon seit vielen Jahren unser Partner, weil Bauen auf dem Wasser eine andere Liga ist und da gibt es wenig Anbieter. Und zum anderen die Häuser aus unserer Produktion.
Wir sind mit Teams deutschlandweit tätig, oft über viele Jahre in der Planung. Das Projekt Fuhlendorf läuft ebenfalls schon lange – Genehmigungsverfahren in touristischen Regionen sind gründlicher und dauern länger als etwa in Sachsen-Anhalt oder Bayern.
2. Bauzeit und Eröffnung
Frau Peinl: Wann beginnt der Bau konkret?
Herr Heinrich: Der Bau geht mit der Bauvorbereitung ab März 2026 los, ein bisschen ist das auch wetterabhängig. Wenn wir am Land Sachen haben, dann können wir das schon ab Januar 2026 vorbereiten. Das müssen wir auch machen, bevor wir den alten, maroden Steg rückbauen. Auch Umweltaspekte werden berücksichtigt, etwa durch neue Nistplätze für Rauchschwalben im Bereich des Parkplatzes.
Frau Peinl: Und wann soll eröffnet werden?
Herr Heinrich: Wir planen die Eröffnung Ende April oder Anfang Mai 2026. Zunächst werden vier Häuser in Betrieb genommen, die übrigen folgen in Etappen. Jede Etappe als Lieferscharge umfasst vier Häuser. Das geht bei den 14 Häusern nicht ganz auf, aber wir nehmen dann eben vier – vier – vier und dann zum Schluss nochmal zwei in Betrieb, je nachdem, wie das verkauft wird. Wir feiern die Eröffnung also mit mindestens den ersten vier Häusern. Dabei wird die gesamte Infrastruktur schon mit der Eröffnung funktionsfähig sein.
Sie werden vor Ort gar nicht allzu viele Arbeiten sehen, ausgenommen davon ist der Feststegbau. Unsere 120 m lange Schwimmsteganlage wird im Werk gefertigt. Die Häuser werden – wie gesagt – in unserer Produktion gefertigt. Wir wollen vor Ort so wenig Lärm wie möglich verursachen. Nachhaltigkeit ist für uns ein zentrales Thema – wir ersetzen den alten maroden Steg durch eine langlebige, ressourcenschonende Konstruktion.
3. Sicherheit und Genehmigung
Frau Peinl: Einige Einwohner befürchten, dass Stürme gefährlich für die außenliegenden Häuser sein könnten. Wie sicher ist die Anlage?
Herr Heinrich: Unser Bauantrag wurde durch alle zuständigen Bau- und Wasserbehörden geprüft. Wir sind nicht im Schifffahrtssegment, wir unterliegen den Bestimmungen der Landesbauordnung und müssen eine Systemstatik nachweisen. Diese wurde mit Windstärken bis Stärke 10 getestet und liegt rund 30 Prozent über den geforderten Sicherheitswerten. Und es ist natürlich auch uns klar, dass es eine Schönwetter- und Schlechtwetterseite gibt und dass die Häuser, die im Innenraum liegen, völlig geschützt sind. Aber die gesamte Anlage ist fest mit Stahlbeton verankert und schwimmt bei Pegeländerungen mit. Wenn jemand Bedenken hat, kann er die Statik gerne bei uns einsehen.
4. Eigentumsverhältnisse und Nutzung
Frau Peinl: Haben Sie für Ihr Projekt Gewässerflächen gekauft?
Herr Heinrich: Nein, wir pachten die Boddenflächen vom Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund.
Frau Peinl: Wie hoch ist die Pacht?
Herr Heinrich: Das kann ich Ihnen gar nicht exakt sagen, wir sind noch in der Endverhandlung.
Frau Peinl: Für wen ist das Projekt gedacht?
Frau Gest: Hauptsächlich für Einzelinvestoren, die ihre Häuser in die Ferienvermietung geben. Rund 99 Prozent der Objekte werden vermietet, nur wenige selbst genutzt. So entsteht wechselndes Urlaubspublikum, das auch lokale Angebote nutzt – Bäcker, Restaurants, Freizeitangebote.
Frau Peinl: Welche Vorteile bringt das Projekt den Einwohnern?
Frau Gest: Der alte Steg wird abgerissen und durch eine neue, im öffentlichen Bereich begehbare Anlage ersetzt – das schafft wieder maritimes Flair. Der Feststeg kann bis zum Tor öffentlich genutzt werden. Wir wollen aber keinen Partytourismus.
Frau Peinl: Bleibt die Anlage L-förmig wie bisher?
Frau Gest: Ja, das Tor für die Eigentümer bzw. deren Gäste wird hinter dem Knick platziert.
Frau Peinl: Wird es Liegeplätze im öffentlichen Teil des Stegs geben?
Herr Heinrich: Von unseren Planern waren etwa 15 Sportboot-Liegeplätze angeordnet, das wurde aber untersagt, da sie zu nah am Schilf gewesen wären. Auch die alte Slippanlage bleibt künftig nur für Rettungseinsätze geöffnet.
Frau Peinl: Das ist schade. Das ist auch Verlust und ein Rückschritt im Vergleich zur alten Steganlage.
5. Parkplätze, Partner und Vermietung
Frau Peinl: Was passiert mit dem Parkplatz?
Herr Heinrich: Wir richten 14 Stellplätze und eine Fläche für Müllentsorgung ein. Diese pachten wir von der Gemeinde, die dadurch jährliche Einnahmen erhält. Die genaue Höhe steht auch hier noch nicht fest.
Frau Peinl: Arbeiten Sie mit lokalen Firmen zusammen?
Herr Heinrich: Ja, soweit möglich. Wir beauftragen Unternehmen aus Ribnitz-Damgarten und Marlow – für Wasserbau, Elektro- oder auch Tiefbauarbeiten. Nur unsere spezialisierten Projektteams, etwa für Statik oder technische Gebäudeausrüstung, bringen wir selbst mit.
Frau Peinl: Wer übernimmt die Vermarktung?
Frau Gest: Unsere eigene Vermietungsagentur. Sie organisiert Vermietung, Verwaltung und Vermarktung zentral – auch für Fuhlendorf. Wir haben ein eigenes Buchungsportal, arbeiten aber auch mit externen Plattformen und lokalen Dienstleistern wie Reinigungsfirmen zusammen. Wir sind zwar zwei separate Unternehmen, arbeiten aber Hand in Hand. Denn es ist für uns im Verkauf wichtig, dass das alles so funktioniert, wie wir uns das ursprünglich gedacht haben. Daher planen wir auch das ganze Vermietungskonzept zusammen mit unserer Vermietungsagentur.
Frau Peinl: Mit den floating houses wird es eine verschärfte Wettbewerbssituation im hochpreisigen Segment der Ferienhausvermietung in unserer Region geben. Gibt es Überlegungen zu einer gemeinsamen Marketingstrategie mit anderen regionalen Anbietern?
Frau Gest: Bisher nicht, aber die Idee ist interessant.
6. Verkehr, Umwelt und Fazit
Frau Peinl: Sehen Sie auch Nachteile für die Einwohner?
Frau Gest: Nein, im Gegenteil. Das Projekt ist ein Leuchtturm für die Gemeinde – es verbessert die Infrastruktur, schafft Pachteinnahmen und stärkt den Tourismus.
Frau Peinl: Manche Bürger befürchten mehr Verkehr und Lärm an der Zufahrt zum Resort.
Herr Heinrich: Das lässt sich nicht vollständig vermeiden. Unsere Gäste reisen meist mit dem Auto an, bringen aber oft Fahrräder mit. Wir werden Beschilderung und Zufahrt klar kennzeichnen, um Staus zu vermeiden. Mit 14 Häusern bleibt das Verkehrsaufkommen überschaubar.
Frau Peinl: Wie ist die Abwasserentsorgung geregelt?
Herr Heinrich: Das Abwasser wird über ein doppelwandiges Druckrohrsystem direkt ins öffentliche Kanalisationsnetz geleitet. Das System ist vakuumgesichert und erkennt Störungen automatisch. Die Leitungen liegen frostfrei unter dem Steg.
Frau Peinl: Vielen Dank, Frau Gest und Herr Heinrich, für das Gespräch und die ausführlichen Informationen.











